Norman Adelmann von „Mastholte hilft“ ist bereits am Mittwochabend in den Landkreis Ahrweiler aufgebrochen. Erst vor zwei Wochen ist Georg Winkler aus dem Kosovo zurückgekehrt, wo der Verein „Familien in Not“ bereits zum dritten Mal in diesem Jahr Hilfsgüter zu den Menschen in der Hauptstadt Pristina sowie in den umliegenden Orten Fushe und Lipjan gebracht hat. Tagelange Regen- und Schneefälle hatten dort im Januar zu verheerenden Überschwemmungen geführt. Nun wiederholen sich die Bilder von Zerstörung und Leid für den Vorsitzenden quasi direkt vor der eigenen Haustür. Am Mittwochmorgen steckt Winkler noch Mitten in den Vorbereitungen für den Arbeitseinsatz in Odendorf. Am Samstag hatte er bereits spontan bei der Sammlung von „Mastholte hilft“ angepackt.
Angesichts des zeitweise chaotischen Zustroms an Spendenwilligen und den ungezählten Kofferraumladungen an Material, das sich auf dem Gelände der Firma Röhr stapelte, half er bei der Verladung der Waren, kümmerte sich um die Mautabwicklung für die Lkw, organisierte einen Bus für die Aktiven, die am Zielort Euskirchen all das, was aufgeladen wurde, auch wieder abluden – und fuhr auch selbst mit. „Das waren 36 Stunden Dauereinsatz, abzüglich einer Stunde Schlaf“, blickt Winkler zurück. Jetzt wartet der nächste Einsatz auf ihn, diesmal komplett selbst auf die Beine gestellt. In Odendorf, einem 400-Seelen-Ort wenige Kilometer östlich von Euskirchen gelegen, seien rund 40 Prozent der Häuser durch die Fluten unbewohnbar oder ganz zerstört worden, weiß er von einem Rot-Kreuz-Mitarbeiter, den er am Wochenende im Krisengebiet kennengelernt hat. „Dort wartet Arbeit ohne Ende. Dort wollen wir helfen“, erklärt Winkler.
Rund 5000 Liter Wasser liegen dafür bereits abfahrbereit auf dem vereinseigenen Auflieger. Die Zugmaschine stellt erneut die Lüning-Gruppe. Weitere Hilfsgüter generiert der engagierte Berufskraftfahrer über die seit Mittwoch laufende Sammlung unter dem Titel „Bokel hilft“. Auf den Weg geschickt werden sollen so am Freitag Schubkarren, Schaufeln, Besen, Hochdruckreiniger, Bautrockner, Stromaggregate, Verlängerungskabel, Kabeltrommeln sowie nach Möglichkeit ein Minibagger. Wer in dieser Art etwas abzugeben hat, kann sich auch direkt an Winkler wenden, 0171/5144955. Geldspenden sind seinem Verein ebenfalls willkommen, um den Einsatz finanziell auffangen zu können. Konto: Sparkasse Rietberg, IBAN: DE09 4785 2760 0014 3050 07.
Für den Arbeitseinsatz in Odendorf werden dringend weitere Helfer gesucht, die nicht nur kräftig mit anpacken können, sondern auch Zeit mitbringen. Denn wie lange Georg Winkler und sein Team dort sein werden, lässt sich erst vor Ort absehen. „Das können ein paar Tage sein, das kann aber auch eine Woche oder länger dauern“, macht der Vorsitzende von „Familien in Not“ klar. Er hofft, mindestens 25 Aktive zusammenzubekommen. Wer sich einbringen will, meldet sich bei ihm. Ab Freitag ist dann seine Vereinskollegin Waltraud Zwick, 0157/52328469, Ansprechpartnerin für Hilfs- sowie Spendenwillige. Denn in Odendorf gibt es noch immer kein funktionierendes Handynetz, wird Winkler also über sein Smartphone nicht erreichbar sein.
Ein regelmäßiger Austausch mit Zwick soll dann gewährleisten, dass sie stets auf dem aktuellen Stand ist, was und wieviel gebraucht wird. Auf eine Verschnaufpause darf Winkler im Übrigen auch nach Odendorf nicht hoffen. Denn bevor er dort seine Zusage auf Unterstützung gegeben hat, stand er kurz vor einer neuerlichen Tour gen Kosovo. „Wir hatten schon angefangen, den Auflieger mit Schulmöbeln zu bepacken, als uns selbst die Katastrophe überrollt hat. Dieses Material müssen und wollen wir natürlich zeitnah zusammen mit weiteren Hilfsgütern an seinen Bestimmungsort bringen“, sagt er.
Die ungeahnt erfolgreiche Spendenaktion von „Mastholte hilft“ am Samstag – zehn Lkw mit Hilfsgütern kamen dabei zusammen – samt des sich anschließenden Arbeitseinsatzes in Euskirchen hat nicht nur im Stadtgebiet von Rietberg Beachtung und Bewunderung geerntet. Für den Vorsitzenden Norman Adelmann steht am Mittwochmorgen bereits das nächste Projekt unmittelbar bevor: ein offizieller Auftragseinsatz vom Krisenstab der Stadt Remagen im Landkreis Ahrweiler. Für die dortigen Hochwassergeschädigten haben nach einem Aufruf von „Mastholte hilft“ in den sozialen Medien rund 20 Unternehmen dringend benötigte Sachgüter zur Verfügung gestellt. Nach den Erfahrungen vom Wochenende läuft die Aktion diesmal geordneter ab. „Wir haben die Waren auf sortenreinen Paletten erbeten.
Auf diese Weise können sie deutlich besser gehändelt werden“, erklärt Adelmann. Schließlich entfalle so die Notwendigkeit, alle Materialien – wie am Samstag geschehen – grob vor- und am Einsatzort nochmals nachzusortieren, damit sie zielgerichtet ausgegeben werden können. „Geplant ist, heute Nacht mit je einem Sattelauflieger Mineralwasser, industriellen IBC-Tanks sowie Lebensmitteln loszufahren“, sagt der „Mastholte-hilft“-Macher im Gespräch mit dieser Zeitung am Mittwochmorgen. Auch Desinfektionsmittel, Einweg-Feuchttücher und -Handschuhe, Flüssigseife, Toilettenpapier, Küchenrollen, Handtücher, Zahnbürsten und -pasta, Gummistiefel, Schippen sowie ein 15-Tonnen-Bagger machten sich dann auf den Weg. Aus privaten Spenden hat der Verein überdies Roll- und Toilettenstühle, Rollatoren sowie Gehhilfen akquirieren können, die für ein Altenheim vor Ort bestimmt sind.
Unter Federführung der Mastholter greifen am Donnerstag und Freitag nicht zuletzt insgesamt 30 ehrenamtlich Engagierte den Katastrophenhelfern im Landkreis Ahrweiler unter die Arme. Ein Lkw, der Arbeitsstrom liefert, wird sie begleiten. Norman Adelmann und sein Team hoffen, so wenigstens die größte Not lindern zu können. „Es ist wichtig, dass wir jetzt alle zusammenstehen“, betont der Vereinsvorsitzende. www.facebook.com/ mastholte.hilft
Quelle und Urheberrecht: Die Glocke